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Legionellen in Kläranlage - Ruhrverband rechnet mit Klagen
09.09.2013 | 16:52 Uhr
Fotos
Abwassermeister Reinhard Rose ist betroffen, dass "seine" Kläranlage offenbar Ursache für die Legionellen-Erkrankungen ist.Foto: Hans-Albert Limbrock
Warstein. Seitdem die Kläranlage des Ruhrverbandes in den Fokus bei der Suche nach der Legionellen-Quelle in Warstein gerückt ist, herrscht dort Betroffenheit. Doch der Verband, der mit Klagen rechnet, zeigt sich gelassen: "Ich weiß nicht, wo uns eine Schuld treffen sollte", sagt Pressesprecher Markus Rüdel.
Die Brühe ist schmutzigbraun und wirft blubbernd Blasen. Eine tödliche Brühe. Von hier aus hat sich der Tod auf den Weg gemacht. Zunächst über die Wäster, dann über die Rückkühlanlage der Firma Esser, die nur ein paar hundert Meter flussabwärts ihr Kühlwasser aus der Wäster gezogen hat.
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Seitdem die Kläranlage des Ruhrverbandes in der vergangenen Woche in den Fokus der „Ermittlungen“ geraten ist, herrscht hier hektische Betriebsamkeit. „Wir haben diese Entwicklung mit großer Bestürzung aufgenommen“, erklärt Markus Rüdel, der Pressesprecher des Ruhrverbandes.
Der Ruhrverband sei tief betroffen über „die sich in den letzten Tagen verdichtende Erkenntnis, dass ein Zusammenhang zwischen den in Warstein aufgetretenen Legionelleninfektionen und der Kläranlage Warstein nicht ausgeschlossen werden kann“, heißt es dazu in einer Pressemitteilung. Das Mitgefühl des Ruhrverbandes gelte allen Erkrankten: „Wir wünschen baldige und vollständige Genesung. Wir hoffen, dass über das Erkennen des Problems und mit Hilfe der getroffenen Maßnahmen eine nachhaltige Lösung erreicht wird.“
VERSEUCHTE KLÄRANLAGE IN WARSTEIN
Keine Vergleichszahlen von anderen Kläranlagen
An dieser „Lösung“ wird fieberhaft gearbeitet. Als eine erste Maßnahme wurde der „biologische Tropfkörper“ der Kläranlage außer Betrieb genommen. Außerdem ist die Oberflächenbelüftung des Belebungsbeckens durch eine Sauerstoffbelüftung ersetzt worden. „Wir sind davon ausgegangen, dass wir etwa 4000 Kilo Sauerstoff pro Tag brauchen“, erklärt Abwassermeister Reinhard Rose. „Nach den ersten Erfahrungen, die wir seit Freitag gemacht haben, werden vermutlich auch 3000 Liter ausreichen.“ Noch aber sei man in der Optimierungsphase: „Die Feinheiten müssen noch justiert werden.“
Markus Rüdel, Pressesprecher des Ruhrverbandes.Foto: Hans-Albert Limbrock
Der Hirschberger ist ebenfalls tief betroffen, dass „seine Kläranlage“ offenbar die Ursache für die größte Legionellen-Welle ist, die bisher europaweit registriert wurde. Gleichzeitig ärgert er sich über falsche und unsachgemäße Darstellungen in der Öffentlichkeit: „Meines Wissens nach werden Kläranlagen bisher deutschlandweit nicht auf Legionellen beprobt. Deshalb kann niemand genau sagen, ob der bei uns gemessene Wert im Vergleich mit anderen Kläranlagen wirklich außergewöhnlich hoch ist. Man kennt ja nur die Grenzwerte für Trinkwasser und Flusswasser.“ 2 bis 3 Millionen Legionellen auf hundert Milliliter Wasser sind in Warstein gemessen worden. Im Flusswasser dürfen es 1000 und im Trinkwasser 100 sein.
Anlage entspreche dem aktuellen Stand der Technik
LEGIONELLEN
Keine Entwarnung in Warstein - Frau an Legionellen erkrankt
Nachdem es am Wochenende keine neuen Legionellen-Fälle in Warstein gab, hoffte die Stadt auf Entwarnung. Doch am heutigen Montag wurde im Warsteiner Krankenhaus "Maria Hilf" eine Frau aufgenommen, die Symptome einer Legionellen-Erkrankung aufweist.
Als eine weitere Schutzmaßnahme wird das Wasser, das in die Wäster geleitet wird, nun mit UV-Strahlen bestrahlt. Das ist eine Technik, die in vielen Wasserwerken eingesetzt wird. Zunehmend aber auch in Klärwerken, wie Jörg Stöver von der Firma Xylem erklärt. „Die Anlage“, so Rüdel, „dient zur Abtötung von Legionellen.“
Der Pressesprecher rechnet damit, dass sich der Ruhrverband möglicherweise auf eine Welle von Klagen wird einrichten müssen, sieht dem aber relativ gelassen entgegen: „Diese Anlage wird regelmäßig überwacht, sie entspricht dem aktuellen Stand der Technik, hält die Anforderungen ein, die die Behörden festlegen und sie wird vom Ruhrverband ordentlich betrieben. Ich weiß nicht, wo uns eine Schuld treffen sollte.“
Hans-Albert Limbrock
http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.gesundheit-reisewarnung-nach-legionellen-fund-in-warstein-verlaengert.55294bdb-0a77-44fc-ba21-5854ee49f10c.html
Reisewarnung nach Legionellen-Fund in Warstein verlängert
dpa, 12.09.2013 17:57 Uhr
Warstein - Seit Wochen macht der Stadt Warstein eine Legionellen-Welle zu schaffen. 165 Menschen wurden behandelt, es gab zwei Tote. Jetzt gerät auch die berühmte Brauerei in die Schlagzeilen. Der Krisenstab warnt weiter vor Reisen nach Warstein.
Nach dem Fund von Legionellen in der Warsteiner Brauerei wird der Kampf gegen die gefährlichen Erreger noch einmal verschärft. Unklar ist bisher, wie die Bakterien in das Abwasser der Großbrauerei gekommen sind. Fest steht nur, dass das Bier nicht betroffen ist. Der Krisenstab des Kreises hält unterdessen die Reisewarnung für Warstein weiter aufrecht.
Geprüft wird jetzt vor allem, wo die Legionellen-Welle in der sauerländischen Stadt Warstein ihren eigentlichen Ausgang genommen hat. "Die Warsteiner Brauerei ist für uns derzeit nicht die ursächliche Quelle", sagte am Donnerstag der Sprecher des nordrhein-westfälischen Umweltministeriums, Frank Seidlitz.
Wegen der Legionellen wurden seit Anfang August 165 Menschen behandelt. Bei zwei Toten sind Legionellen-Infektionen als Ursache bestätigt. Sie hatten die Erreger eingeatmet.
Das Bier zumindest sei nicht befallen, versichern Ministerium und Brauerei. Es werde während der Produktion auf fast 100 Grad erhitzt. Die Bakterien sterben bei über 60 Grad ab. Außerdem sind der Brauerei jetzt auch Auflagen gemacht worden. Das Düsseldorfer Ministerium erwarte, dass die Vorkehrungen in den kommenden Tagen umgesetzt werden, sagte Seidlitz. Dazu gehören etwa eine Desinfektion mit UV-Bestrahlung sowie die Abdeckung der Klärbecken.
"Unsere Produkte sind sicher", hatte eine Brauereisprecherin betont, nachdem der Legionellen-Befall am Mittwochabend bekanntgeworden war. Der Fund an einem Abwasserbecken der Brauerei ist ein Dämpfer für die Warsteiner, denn zuvor standen die Zeichen auf Entwarnung. Neuerkrankungen gab es dem Kreis Soest zufolge in den vergangenen Tagen nicht mehr.
Vermutlich waren die Legionellen über die Vorkläranlage der Brauerei und eine weitere Kläranlage über den Fluss Wester in die Kühlanlage einer Firma gelangt - und von dort aus im Wasserdampf in die Umgebungsluft. Trotzdem ist die Brauerei nach den bisherigen Erkenntnissen nicht der eigentliche Ausgangspunkt.
Wegen der noch nicht abgeschlossenen Schutzmaßnahmen in Warnstein hat der Krisenstab die Reisewarnung für die Stadt bis kommenden Montag verlängert. Es wird weiter empfohlen, auf vermeidbare Reisen nach Warstein zu verzichten. Unter anderem muss ein Klärbecken des Ruhrverbandes noch komplett abgedeckt werden. Außerdem müsse die Brauerei noch sicherstellen, dass kein mit Legionellen belastetes Wasser aus der Brauerei-Vorklärung mehr zur kommunalen Kläranlage fließt. Dort waren zuletzt besonders hohe Legionellenwerte gemessen worden. Am Montag will der Krisenstab erneut beraten.
Die Behörden wollen auf jeden Fall noch die Ursache der Legionellen-Ausbreitung in der Brauerei klären. Das Umweltministerium glaubt, dass die Erreger möglicherweise über die Luft, über Vogelkot oder Vorproduktionen in die Brauerei gelangt sein könnten. Lebensmittelkontrolleure haben bereits Proben von eingehenden Materialien gezogen. Sollten die Erreger über die Außenluft gekommen sein, dürfte sich das Problem wegen der inzwischen kühlen Witterung verringern, da Legionellen wärmere Umgebung zur raschen Vermehrung brauchen.
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