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Zwei Jahre neue Trinkwasser-VerordnungImmer öfter Legionellen in Sachsens Trinkwasser
Hauseigentümer in Sachsen schlagen immer häufiger Legionellenalarm. So wurden in Dresden in diesem Jahr bereits 140 Überschreitungen festgestellt. Und auch in Leipzig gab es in den vergangenen drei Monaten mindestens ein Duschverbot pro Woche. - Entdeckt werden die Legionellen meist im Zuge der neuen Trinkwasserverordnung, die am 1. November 2011 in Kraft getreten ist. Danach müssen Besitzer von Mehrfamilienhäusern mit zentraler Warmwasserversorgung ihre Anlagen prüfen lassen. Bis zum 31. Dezember 2013 haben sie für die Erstuntersuchung Zeit.
Wie gefährlich sind Legionellen?
Bis zu 40 Menschen erkranken jedes Jahr in Sachsen an einer Legionellose. Ein bis zwei Menschen sterben daran. Besonders gefährdet sind Kleinstkinder, ältere Menschen oder Menschen mit einem geschwächten Immunsystem. Legionellen lösen eine schwere Lungenentzündung oder das Pontiak-Fieber - eine Art Grippe - aus.
Die Bakterien können sich in Wasserleitungen bei Temperaturen von 25 - 45°C besonders gut vermehren. Gefährlich wird es, wenn die Erreger beim Duschen eingeatmet werden.
Die Bakterien können sich in Wasserleitungen bei Temperaturen von 25 - 45°C besonders gut vermehren. Gefährlich wird es, wenn die Erreger beim Duschen eingeatmet werden.
Neue Untersuchungspflicht für viele Vermieter
Die Legionellen-Untersuchung ist für öffentliche Einrichtungen die mit Duschen ausgestattet sind, wie Krankenhäuser, Pflegeheime, Turnhallen und Schulen seit 2003 jährlich Pflicht. Seit dem Inkrafttreten der neuen Trinkwasser-Verordnung (TrinkwV) am 1. November 2011 müssen nun auch viele Wohnungsvermieter ihre Warmwasserbereitungsanlage alle drei Jahre auf Legionellen prüfen lassen. Die Erstuntersuchung muss bis zum 31. Dezember 2013 durchgeführt sein.
Betroffen sind Vermieter von Mehrfamilienhäusern mit mindestens drei Wohnungen und einer zentralen Warmwasserversorgung, die mehr als 400 Liter Speichervolumen hat oder bei der zwischen dem Wassererwärmer und der letzten Entnahmestelle im Haus mehr als drei Liter Wasser in den Leitungen stehen.
Betroffen sind Vermieter von Mehrfamilienhäusern mit mindestens drei Wohnungen und einer zentralen Warmwasserversorgung, die mehr als 400 Liter Speichervolumen hat oder bei der zwischen dem Wassererwärmer und der letzten Entnahmestelle im Haus mehr als drei Liter Wasser in den Leitungen stehen.
Was passiert, wenn zu viele Legionellen im Wasser sind?
Die Untersuchungen dürfen nur von zertifizierten Laboren durchgeführt werden. In Sachsen sind das 32. Über das Ergebnis der Legionellen-Untersuchung müssen alle Mieter informiert werden. Wird bei der Prüfung der Anlage der Grenzwert von 100 "koloniebildenden Einheiten" in 100 ml Wasser überschritten, muss der Vermieter das dem zuständigen Gesundheitsamt melden und entsprechende Maßnahmen einleiten. Das könne nach Aussage des Dresdner Amtsarztes Jens Heimann beispielsweise ein Duschverbot für die Mieter sein. Um die Keimzahl zu senken, kann das Wasserleitungssystem über eine bestimmte Zeit erhitzt werden oder aber die Leitungen werden mit Chlor desinfiziert. Die Mieter können solange die Miete mindern.
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Wer muss wofür zahlen?
Die Kosten für die Prüfung der Anlage können die Vermieter als Betriebskosten auf ihre Mieter umlegen. Mathias Wagner vom Mieterverein Dresden sagte MDR 1 RADIO SACHSEN, mit den Prüfungen gebe es aber bisher kaum Erfahrungswerte. In Einzelfällen wurden bisher Kosten von 30 Euro im Jahr verlangt.
Bei Kosten, die durch die Reparatur der Anlage nach einer Grenzwert-Überschreitung auflaufen, handelt es sich dagegen um Instandsetzungskosten. Diese müssen vom Vermieter allein getragen werden.
Bei Kosten, die durch die Reparatur der Anlage nach einer Grenzwert-Überschreitung auflaufen, handelt es sich dagegen um Instandsetzungskosten. Diese müssen vom Vermieter allein getragen werden.
Wie sieht es in Sachsen aus?
In Dresden sind dem Gesundheitsamt seit Anfang des Jahres rund 140 Überschreitungen des Legionellen-Grenzwertes gemeldet worden: Allein im Januar und Februar waren beispielsweise 15 Häuser der Gagfah betroffen. Das Wohnungsunternehmen habe sofort Sterilfilter eingebaut. Generell ist es laut Amtsarzt Heimann aber so, dass Grenzwertüberschreitungen nicht zwangsläufig Legionellen-Infektionen nach sich ziehen. Dem Gesundheitsamt Dresden seien in diesem Jahr neun Legionellen-Erkrankungen gemeldet worden. In acht Fällen wurde demnach keine Grenzwertüberschreitung nachgewiesen. Die Untersuchung eines weiteren Falles laufe noch.
Auch in Leipzig sind Legionellen immer wieder ein Thema. Laut dem zuständigen Gesundheitsamt hat es in den vergangenen drei Monaten jede Woche mindestens einmal ein Duschverbot wegen Legionellen gegeben.
Wer kontrolliert, ob die Vermieter ihrer Pflicht nachkommen?
Die Gesundheitsämter kontrollieren nicht, ob die Legionellen-Untersuchung durchgeführt worden ist. Das liegt voll und ganz in der Verantwortung des Vermieters. Kommt der Hauseigentümer seiner Pflicht nicht nach und es tritt eine Legionellose unter den Mietern auf, kann das schwerwiegende Folgen haben. Weisen die Behörden eine Überschreitung des Legionellen-Grenzwertes im Haus nach, drohen Bußgelder von bis zu 25.000 Euro und Freiheitsstrafen bis zu zwei Jahren
HintergrundWas sind Legionellen?
Was sind Legionellen?
Legionellen sind Bakterien, die die Infektionskrankheit "Legionellose" hervorrufen können. Eine Legionellose kann in unterschiedlichen Formen auftreten. Am bekanntesten ist die schwere Lungenentzündung mit grippalen Symptomen. Forschern sind aktuell 57 Arten des Erregers bekannt. Für den Menschen am bedrohlichsten ist die Legionella pneumophila, die ca. 90 Prozent aller Erkrankungen des Menschen bedingt. Seit dem Jahr 2001 besteht in Deutschland eine Meldepflicht für die Legionellose.
Auftreten der Krankheit
Legionellose-Fälle werden meist als sporadische Einzelfälle registriert. Es kann aber auch zu gehäuftem Auftreten in Form von kleineren bis größer dimensionierten Ausbrüchen - mit mehr als 100 Erkrankten - kommen (z.B. 1999 auf einer Blumenschau in den Niederlanden; 2001 in der spanischen Stadt Murcia; 2010 im Stadtgebiet Ulms und Neu-Ulms). Infektionsquelle bei spektakulären Ausbrüchen sind oftmals Rückkühlwerke auf den Dächern großer Gebäude. Werden diese nicht ordnungsgemäß gewartet oder sind die Anlagen veraltet, gelangt verschmutzte Luft ins Gebäude. Häufungen von Legionellen-Erkrankungen kommen manchmal auch auf Kreuzfahrtschiffen vor. Auslöser sind dort meist das bordinterne Wassersystem oder Whirlpools. In den Sommer- und Herbstmonaten wird ebenfalls ein Anstieg der Erkrankungen verzeichnet. Vermutliche Ursachen dafür sind die warmen Wassertemperaturen und das feuchtwarme Klima, die das Wachstum der Legionellen begünstigen.
Vorkommen von Legionellen
Der natürliche Lebensraum von Legionellen sind Frischwasserbiotope. Sie besiedeln unter bestimmten Bedingungen auch vom Menschen geschaffene Wassersysteme, also Rohrleitungen und Duschen. Am besten gedeihen Legionellen bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad Celsius, Temperaturen über 55 Grad Celsius dämmen das Wachstum der Legionellen ein, erst ab 60 Grad Celsius sterben die Keime jedoch wirklich ab.
Wege der Infektion
Im Normalfall erfolgt eine Infektion durch das Einatmen von mit Legionellen kontaminierter Luft oder durch das Einatmen kontaminierter Wasserstäube. Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch wurde bislang nicht beobachtet.
Mögliche Infektionsquellen
- Wasserinstallationen am Haus (bei Anstieg der Wassertemperatur über 25 Grad Celsius wg. möglicher mangelnder Isolierung, bei längerer Stagnation von Restwasser in den Rohren)
- Klimaanlagen
- Schwimmbäder (z.B. Whirlpools)
- Sonstige technische Geräte (z.B. Luftbefeuchter, Inhalatoren, Mundhygiene-Geräte etc.)
- Autowaschanlagen
- Springbrunnen
- Feuchte Gartenerde, Kompost
Die Legionärskrankheit
- Legionellose mit Lungenentzündung
- Inkubationszeit ca. zwei bis zehn Tage
Die Legionärskrankheit ist nach einem großen Ausbruch unter Mitgliedern der amerikanischen Legion während eines Veteranentreffens im Jahr 1976 im amerikanischen Philadelphia benannt. Sie führt zu einer schweren atypischen Form der Lungenentzündung (Legionellen-Pneumonie). Zeigen sich zu Beginn Erscheinungen wie Unwohlsein, Kopf- und Gliederschmerzen, so steigern sich diese innerhalb weniger Stunden zu Schüttelfrost, Fieber, Brustkorbschmerzen, gelegentlich auch zu Erbrechen und Durchfall. Ist das Zentralnervensystem mit betroffen, so können Verwirrtheitszustände auftreten. Die Erholungs- - und Genesungszeit ist langwierig. Eine eingeschränkte Lungenfunktion kann zurückbleiben, die Sterblichkeitsrate liegt trotz Antibiotikabehandlung bei zehn bis 15 Prozent.
Das Pontiac-Fieber
- Legionellose ohne Lungenentzündung
- Inkubationszeit ca. fünf bis 66 Stunden (durchschnittlich 24 bis 48 Stunden)
Ist benannt nach der gleichnamigen Stadt in den USA, wo die ersten Fälle beschrieben wurden. Gekennzeichnet ist es von einem wesentlich leichteren Verlauf als die Legionärskrankheit. Es führt zu leichten grippalen Symptomen wie Kopf- und Gliederschmerzen etc. Es kommt nicht zu einer Lungenentzündung. Die Erholungszeit beträgt wenige Tage und ist nicht Antibiotika bedingt. Todesfälle sind nicht bekannt.
Risikogruppen
Risikogruppen sind Menschen mit geschwächtem Immunsystem, Patienten, die beispielsweise nach einer Organtransplantation eine immunsupprimierte Therapie machen. Risikofaktoren sind jedoch exzessiver Nikotin- und Alkoholkonsum. Erkrankungen treten hauptsächlich bei männlichen Erwachsenen auf, weniger bei Frauen.
Ausführliche Informationen unter www.rki.de.
Umschau-Quicktipp | 28.10.2013Gefahr durch Bakterien im Trinkwasser
In Leipzig, Oelsnitz und Dessau sind sie in den vergangenen Monaten aufgetreten: gefährliche Bakterien im Trinkwasser. Neben Coli-Bakterien sind es in vielen Fällen auch Legionellen, die beim Menschen im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen können. Wir erklären, woher diese Bakterien kommen und wie sich Verbraucher vor ihnen schützen können.
Infektion durch Einatmen
Legionellen sind Bakterien, die im Trinkwasser enthalten sein können. Der Mensch kann sich mit Legionellen meist nicht durch den bloßen Kontakt mit Leitungswasser infizieren. Die Erreger müssen eingeatmet werden und so in tiefere Lungenabschnitte gelangen. Beim Duschen kann da schon der feine Wasserdunst ausreichen, aber auch die Luft von Klimaanlagen oder das Bad im Schwimmbad kann eine Infektion hervorrufen.
Bakterien können Krankheiten auslösen
Die Legionellen-Bakterien können die eigene Gesundheit gefährden. "Zu den leichteren Erkrankungen zählen eine Bronchitis, zu den schwereren eine Lungenentzündung. Und die kann unter Umständen lebensgefährlich sein", erklärt Prof. Dr. Arne Rodloff, Direktor Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie am Universitätsklinikum Leipzig. Im Einzelnen können die Bakterien die Legionärskrankheit aber auch das Pontiac-Fieber hervorrufen. Die Legionärskrankheit oder auch Legionellose äußert sich meist in einer Lungenentzündung mit Grippe-Symptomen. Das Pontiac-Fieber verläuft wesentlich leichter. Es äußert sich wie eine Grippe: Fieber, Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen.
So können sich Verbraucher schützen
Besonders häufig sind die Bakterien in Heißwassertanks zu finden, aber auch in Rohrsystemen, in denen Wasser gelegentlich oder regelmäßig steht. Ihr größter Feind ist die Hitze. Daher ist das Abkochen des Wassers der beste Schutz. Bei einer Wassertemperatur zwischen 60 und 70 Grad Celsius sterben die Keime ab. Wer in einem gefährdeten Bereich lebt - da, wo also Legionellen schon einmal aufgetreten sind, sollte das Wasser in den Leitungen in regelmäßigen Abständen auf über 70 Grad Celsius erhitzen oder dauerhaft eine Temperatur von 60 Grad Celsius halten. So kann es erst gar nicht dazu kommen, dass sich die Bakterien vermehren.
"Schutz bietet auch ein Filter, den man vor den Wasserauslass schraubt. Der Filter hat so enge Strukturen, dass die Bakterien nicht durch kommen", sagt Prof. Dr. Arne Rodloff. Eine Impfung gibt es nicht.
Bei großen Häusern sollte zudem regelmäßig die Wassersysteme und ggf. auch die Klimaanlage auf Legionellen hin untersucht und desinfiziert werden. In Räumen, die länger nicht bewohnt waren, empfiehlt es sich, das warme Wasser aus dem Hahn erst einige Minuten laufen zu lassen. Dadurch können Bakterien zunächst herausgeschwemmt werden.
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